27.12.2022

Jahresrückblick des Unternehmerverbandes Mittelhessen

Rückblick 2022

Wendel: „Energiekosten, Arbeitskräftemangel und die fehlende Entbürokratisierung machen den Unternehmen zu schaffen“

Auch in diesem Jahr nimmt der Vorstand des Unternehmerverbandes Mittelhessen (UVM) den anstehenden Jahreswechsel zum Anlass, um noch einmal einen Blick auf das Jahr 2022 zu werfen und die politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen kritisch zu beleuchten. „Zum dritten Mal in Folge blicken wir auf ein sehr ereignisreiches und turbulentes Jahr zurück, das von uns allen erneut viel Kraft und Durchhaltevermögen gefordert hat“, resümiert Klaus-Achim Wendel, der Vorsitzende des Verbandes. „Überschattet wurden die letzten Monate durch den von Präsident Putin befohlenen Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine und den seit dem andauernden Krieg. Wir sind nach wie vor tief betroffen und in diesen schweren Tagen mit unseren Gedanken bei den Menschen in der Ukraine. Vor dem Hintergrund des Leids dieser Menschen fällt es schwer, die wirtschaftlichen Konsequenzen dieses Krieges zu betrachten, die nicht nur die Unternehmen, sondern auch jeden Einzelnen von uns betreffen. Aktuell belasten neben den horrenden Energie- und Lebensmittelkosten besonders die immer noch relevanten Lieferkettenengpässen, Lieferverzögerungen und Auftragsstornierungen. Die Corona-Pandemie ist zudem bis heute Teil unseres Alltags. Das gilt auch für die heimischen Betriebe, die sich nach wie vor sehr um den Schutz ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bemühen müssen, mit dem Ziel hohe Krankenstände zu vermeiden. Um unsere heimischen Betriebe in diesen schwierigen Zeiten nachhaltig zu entlasten, muss die Bundesregierung nun endlich den Fokus auf eine gezielte Entbürokratisierung legen. Das bedeutet beispielsweise, endlich das Arbeitszeitgesetz zeitgemäß zu gestalten, das mit dem Lieferkettengesetz geschaffene Bürokratiemonster auszusetzen oder das Gesetz zu den Nachweispflichten der Arbeitgeber so nachzubessern, dass hier endlich auch eine Weitergabe der Dokumente in elektronischer Form möglich sein wird. Nur so kann der hohe Verwaltungsaufwand für die Unternehmen deutlich verringert werden, damit sich die Betriebe endlich wieder auf ihr Kerngeschäft konzentrieren können“, so Wendel.

Fritz Georg Rincker, stellvertretender Vorsitzender des UVM, blickt mit Sorge auf die hohen Energiekosten: „Das Thema Energie und die damit einhergehenden Kostensteigerungen sowie energieintensive Vorleistungen betreffen branchenübergreifend so gut wie alle Unternehmen – einige sogar in einer existenzgefährdenden Art und Weise. Auch wenn die Unternehmen bestmöglich versuchen Gas einzusparen, bleiben die kommenden Monate eine große Herausforderung. Hinzu kommt, dass sich die Einkaufskosten bei Gas und Strom vervielfacht haben und die Unternehmen zusätzlich mit Stornierungen und Auftragsverschiebungen zu kämpfen haben.“ Weiterhin finde, so Rincker, die Versorgungssicherheit noch zu wenig Beachtung. „Die Landesregierung muss eine konsequente „No-Blackout-Politik“ betreiben und die derzeit noch sehr gute Versorgungssicherheit in Hessen als Standortvorteil erhalten. Dazu müssen Infrastruktur und Netzsteuerung an die vielfach veränderten Anforderungen angepasst werden. Planungs- und Genehmigungsverfahren sind zu beschleunigen und es braucht regelbare Ersatzkapazitäten, wenn Wind und Sonne keinen Strom liefern. Zudem müssen wir zeitnah den Aufbau einer belastbaren Wasserstoffinfrastruktur angehen, um auch in diesem Feld zukünftig handlungsfähig zu sein.“

Jürgen Timm, ebenfalls stellvertretender Vorsitzender des Verbandes, beunruhigt vor allem der anhaltende Arbeits- und Fachkräftemangel in den Unternehmen: „Der Engpass bei den Arbeitskräften ist bei den mittelhessischen Betrieben nach wie vor gewaltig. Es fehlt nicht nur an Fachkräften, sondern auch an geeigneten Auszubildenden, um die offenen Ausbildungsplätze zu besetzen. Es besteht also eine große Lücke zwischen Angebot und Nachfrage. Wir müssen es daher schaffen, den Übergang von Schule in den Beruf besser zu gestalten und den Jugendlichen frühzeitig Orientierung zu bieten. Ausbildung und Studium sollten an allen Schulen gleichberechtigt vorgestellt werden. Immer weniger Jugendliche interessieren sich zum Beispiel für die Duale Ausbildung – ein erfolgreiches Konzept für das wir international angesehen sind. Hier würde es definitiv helfen, wenn wir Schülerinnen und Schüler mehr Zeit für Praktika in Betrieben anbieten und gleichzeitig das Angebot an Eignungs- und Talenttests noch einmal gezielt ausweiten. Besonders wichtig ist es zudem, die Lehrkräfte an allen Schulformen – besonders auch den Gymnasien- für das Thema Berufsorientierung zu sensibilisieren. Wir werden also insgesamt eine Vielzahl an Maßnahmen benötigen, um Nachwuchskräfte noch besser auf das Berufsleben vorzubereiten und sie so zum Wohle unseres Wirtschaftsstandorts bestmöglich bei ihrer Karriereplanung zu unterstützen.“

Ansprechperson

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