21.09.2022

Unternehmerverband Mittelhessen fordert mehr Unterstützung von der Politik

v.l.: Herr Klaus-Achim Wendel, Herr Jürgen Timm, Herr Dr. Daniel Dettling, Herr Fritz Georg Rincker und Herr Sascha Drechsel

Vortragsabend mit Politikexperte Dr. Daniel Dettling

Auch in diesem Jahr hat der Unternehmerverband Mittelhessen wieder zahlreiche Gäste aus den Bereichen Politik, Wirtschaft, Bildung und Wissenschaft in die Kulturscheune Herborn zu der traditionellen Vortragsveranstaltung eingeladen. Der Vorsitzende Klaus-Achim Wendel eröffnete den Abend, für welchen der Verband Trend- und Zukunftsforscher Dr. Daniel Dettling als Referenten eingeladen hatte. In seiner Begrüßungsansprache stellte Wendel die aktuellen politischen Themenschwerpunkte der Wirtschaft dar und bewertete dabei die jüngsten Beschlüsse der Ampel-Koalition im Bund zur Energiekrise und den Neu-Regelungen zum Arbeitsschutzgesetz kritisch.

„Wir befinden uns in einer Situation, die nicht nur uns als Verband und unseren heimischen Unternehmen, sondern auch jedem von uns als Privatperson große Sorgen bereitet. In derart unsicheren Zeiten sollte deshalb die Koalition auf Experimente mit der Stromversorgungssicherheit verzichten und sich lieber darauf konzentrieren, das Stromangebot kurzfristig drastisch zu erhöhen, damit die Strompreise endlich wieder sinken. Dazu gehört auch, dass die Politik ihre Pläne zum Ausstieg aus Kohle- und Kernkraft an die aktuelle Energiekrise anpassen muss. Hier dürfen zum einen die drei aktiven Kernkraftwerke in Deutschland Ende des Jahres nicht abgeschaltet werden und zum anderen müssen alle zur Verfügung stehenden Kapazitäten bei den Kohlekraftwerken genutzt werden. Denn nur so können Privathaushalte und Unternehmen bei der Stromrechnung entlastet und die Wettbewerbsfähigkeit unserer stromintensiven Industriebetriebe auf dem Weltmarkt sichergestellt werden,“ so der Vorsitzende.

Der Dillenburger Unternehmer merkte weiterhin an, dass unser Land nach wie vor auch beim Thema Digitalisierung und Ent-Bürokratisierung vor großen Herausforderungen stehe. „Die vor wenigen Wochen beschlossenen Vorschriften zu den Arbeitsbedingungsrichtlinien gehen absolut in die falsche Richtung. Dass die Nachweispflicht in Deutschland nun explizit die Schriftform vorschreibt und eine elektronische Form explizit ausschließt, widerspricht vollkommen der dringend notwendigen Digitalisierung von Verwaltungsprozessen. Die neue Regelung ist daher völlig kontraproduktiv, produziert unnötige Papierberge und bringt noch dazu keinen ersichtlichen Mehrwert für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer.“

Abschließend fand Wendel aber auch positivere Worte: „Glücklicherweise haben die ursprünglich angedachten starren Homeoffice- und Test-Pflichten nicht erneut Eingang in die neue Corona-Schutzverordnung gefunden. Dies ist nur fair, denn die Unternehmen haben in der gesamten Pandemie gezeigt, dass ihnen auf der einen Seite die Gesundheit und der Schutz ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sehr am Herzen liegen, zum anderen aber die Betriebe selbst nie ein Pandemietreiber waren.“

Trend- und Zukunftsforscher Dr. Daniel Dettling gab als Referent des Abends einen Einblick in das Thema: „Stadt, Land, Zukunft: Städte und ländlicher Raum als Orte der Glokalisierung“. Der Politikexperte erläuterte, welche Szenarien für die Regionen abseits der Ballungszentren in Deutschland aus seiner Sicht zukünftig möglich sein werden: „Momentan erleben wir als gesellschaftliches Novum eine sehr herausfordernde Gleichzeitigkeit von Krisen. Jedoch bieten einige Krisen auch Chancen, sodass sie uns dabei helfen können, etwas Neues und Gutes entstehen zu lassen. Wir haben zum Beispiel Jahrzehnte lang davon gesprochen, dass der ländliche Raum immer weiter ausstirbt und den Städten als Ballungsräumen die Zukunft gehört. Dieser der Trend ist allerdings seit einiger Zeit gestoppt, Landflucht ist kein Naturgesetz mehr.“ Der Referent erläutert weiter, dass aus all diesen weltweiten Ereignissen im Idealfall eine Glokalisierung entsteht – ein Re-Global und ein Re-Lokal. „Das Dorf wird zur Welt und die Welt wird zum Dorf. Die Grenzen zwischen Stadt und Land verschwimmen. Die Zukunft kann einer widerstandsfähigen Wir-Gemeinschaft gehören, wenn wir es schaffen das Beste aus der Globalisierung und der Lokalisierung erfolgreich zu vereinen.“

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